Die französische Band Percujam kann im Kesselhaus auch Melancholie
„How are you Berlin?!!“ Vor Energie und guter Laune übersprühend versucht die französische Band Percujam dem Publikum im Kesselhaus einzuheizen. Da dieses von der Zahl her sehr überschaubar ist, will der alles entflammende Funke aber nicht so recht überspringen. „Come Closer!“ Ungeduldig winkt einer der Sänger die Zuschauer näher zur Bühne heran. Allzu gewollt erscheint mir die Stimmungsmacherei, ich fühle mich, als würde der Sänger mich permanent anstupsen, gen Himmel zeigen und immer wieder aufgeregt schreien: „Siehst du nicht, wie schön die Sonne scheint?!“ Dabei starre ich in ein tristes, zeitloses Grau.
In der Band spielen Künsterl/innen mit und ohne Autismus zusammen, vorrangig einen Mix aus Reggae und Ska, der von lateinamerikanischen und afrikanischen Rhythmen untermalt ist. In den temporeichen Songs drischt der Schlagzeuger gehetzt aufs Blech. Die Sänger hüpfen hechelnd auf und ab und ziehen dabei ihre Knie an wie Hürdenläufer. In solchen Momenten erscheint mit die Band als Schülerorchester, das vor dem Auftritt eine ordentliche Line Speed gezogen hat und jetzt vollends aus dem Takt gerät. Geschmackssache, natürlich.
Zum Glück erweist sich Percujam im Laufe des Abends aber als überraschend abwechslungsreich. Besonders zum Ende hin stimmt sie melancholische, von Akkordeon- und Geigenmusik begleitete Chansons an. Da wird doch noch dem zeitlos grauen Nichts über unseren Köpfen gehuldigt, und ich meine sogar, darin den goldenen Schimmer eines neu anbrechenden Tages zu entdecken. Die Musik entführt mich in die dämmrigen Straßen einer fremden Stadt, in der ich nach einer durchzechten Nacht herumirre, immer auf de Suche nach einem erleuchteten Fenster.
RT @grenzenlosmainz: Gegen das graue Nichts: Die französische Band Percujam kann im Kesselhaus auch Melancholie #NoLi13 http://t.co/B0M00Gc…
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