Spiel Sucht Risiko?

*******************************

Eine Kritik in einfacher Sprache.

*******************************

„No Gambling“ heißt übersetzt: Kein Glücksspiel.

An diesem Abend geht es ums Spielen.

Um Risiken und um Sucht.

Was ist richtig? Was ist falsch?

Gibt es Grenzen beim Spiel? Wo sind diese Grenzen?

Drei Schauspieler*innen sind auf der Bühne: eine*r als „Mischwesen“ (Frank Häusermann), eine als Würfel (Nele Jahnke) und eine Jokerfigur (Simone Aughterlony). Sie beginnen zu spielen, erstmal jede*r für sich. Die Bühne ist ein Spielraum, rechts ein Mobile mit ‘Welt-Schrott’. Die Konstruktion besteht aus einer Treppe, einem Röhren-Fernseher, einem Stück Wassermelone, einer Motorhaube, einer Hupe, einem Delphin aus Eis, einer Machete, einem „No Exit“-Schild und einem Umhang aus Perücken. Weitere Requisiten im Raum sind Billard-Kugeln, Billard-Stock, Dart und Spiel-Karten.

Simone Aughterlony als Jokerfigur im Mobile der Dinge, Foto: Holger Rudolph
Simone Aughterlony als Jokerfigur im Mobile der Dinge, Foto: Holger Rudolph

Auf der Bühne ereignen sich riskante Situationen: Pfeile werden nicht nur auf eine Dartscheibe geworfen. Es wird mit ihnen auch auf das Publikum gezielt. Und eine Wassermelone wird mit einer Machete aufgeschnitten. Die Schauspieler*innen führen einige dieser riskanten Aktionen gleichzeitig aus. Dann wird es schwer, alle im Auge zu behalten. Die Aktionen werden von atmosphärischem Licht und schneller Musik begleitet. Dazu trübt hin und wieder eine Nebel-Maschine die Sicht.

Mit den Aktionen verändern sich auch die Gestalten der Performer*innen. Der Joker wird plötzlich zum Avatar und bewegt sich wie eine Computerspielfigur oder tanzt eine Choreografie. Der Würfel nimmt die Rolle des Croupiers an. Und die Mischwesen-Figur wird zum Wahrsager. Sie würfelt und wählt Menschen in den ersten Reihen des Publikums aus, um ihnen ihre Zukunft vorherzusagen.

Moment der Wahrheit: Vorhersagen der Zukunft mit Hilfe von Würfeln, Foto: Holger Rudolph

„Sie werden heute sterben! Es tut mir leid! Ich liebe Sie!“

„Sie sind schwanger, aber Sie werden das Baby verlieren!“

„Sie haben ein Apartment in Las Vegas gewonnen, herzlichen Glückwunsch! Sie können dort leben und wohnen!“

„Ihr Laptop wurde gestohlen!“

Allen scheint eine düstere Zukunft bevorzustehen.

Auch das ist eine riskante Aktion: mit den Zuschauer*innen zu kommunizieren. Einige Vorhersagen lösen beim Publikum spürbar Emotionen aus. Am Ende der Aufführung gibt es noch einen Zaubertrick: Eine Performerin schließt sich in eine Kiste ein, aus der es schwierig ist, alleine wieder herauszukommen. Auch das ein Risiko.

Die Atmosphäre auf der Bühne erinnert an einen Abend im Casino. Aber um was wird hier gespielt? Und wer mit wem? Nach der Aufführung höre ich Gespräche von Zuschauer*innen, die Lust bekommen haben, mit einem Spielautomaten zu spielen oder ins Casino zu gehen. Vom Glücksspiel halte ich mich lieber fern, von „No Gambling“ allerdings war ich begeistert. Die verschiedenen Aktionen der Schauspieler*innen zeigen, dass Spielen Adrenalin und Vergnügen bereitet. Es kann aber auch süchtig machen. Gilt das auch fürs Theater? Vermutlich ja.