Die Blogger*innen der diesjährigen Ausgabe haben 12 Tage lang das Festival NO LIMITS vol. 11 in Berlin mit verschiedenen Berichterstattungs- und Kritikformaten begleitet. Interviews, Künstler*innen-(Video)Portraits und vielseitige Kritiken – auch in einfacher und englischer Sprache – sind entstanden. Was waren nun herausragendsten, bemerkenswertesten Festivalmomente?
Mariam Chakhidze: Das Festival war beeindruckend und hat mich zum Nachdenken angeregt. Besonders interessant fand ich, wie vielseitig der eigene Körper auf der Bühne präsentiert werden kann – sei es durch unterschiedliche Ausdrucksformen oder das Spiel mit verschiedenen Charakteren. Viele Performances arbeiteten mit Humor, der tiefgründige Themen auf leichtere Weise zugänglich machte. Es gab es auch Momente, in denen ich gleichzeitig lachen und Tränen in den Augen haben konnte. Ich finde es besonders wichtig, dass es Festivals wie dieses gibt, die Raum für künstlerischen Ausdruck schaffen und Themen wie Inklusion und Diversität unterstützen. Am Ende einer Aufführung wurde darauf hingewiesen, dass der Berliner Senat im Rahmen der Kürzungen des Haushalts für 2025 plant, die Förderung von Inklusion und Diversität in der Kultur abzuschaffen (z.B. durch den Förderstopp für Initiativen wie Diversity Arts Culture). Dazu wurde eine Aktionsplattform und eine Petition gestartet, die auch weiterhin unterstützt werden kann: #BerlinIstKultur
Emilia Droste: Mein Festival-Highlight war „Sommernachtstraum“ von Matthias Mosbach und dem Ensemble des Theaters RambaZamba. Die Begeisterung, mit der die Schauspieler*innen ihre Rollen verkörpert haben, hat mich total mitgerissen. Ich habe es mir mit einem Freund angeschaut, der vorher noch nie ein Theaterstück gesehen hatte. Er war so geflasht, dass er mich gefragt hat, wann wir das nächste Mal ins Theater gehen wollen. Es war ein tolle Inszenierung, die meine Erwartungen deutlich übertroffen und mich an vielen Stellen sehr zum Lachen gebracht hat. Der tosende Applaus war absolut verdient.
Lea Moosdorf: Ein Moment, welcher mir besonders in Erinnerung bleiben wird, fand am letzten Festivalsonntag im HAU1 statt. Nach der Aufführung von „Hamlet“, baten die Schauspieler:innen aus Peru, die Zuschauer mit ihnen auf der Bühne zu tanzen. Nach und nach kamen immer mehr Personen auf die Bühne und wir haben alle zusammen getanzt. Dieser Moment hat mich sehr bewegt und wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Kardelen Demirtas: Mein absoluter Favorit unter den vielen beeindruckenden Festival-Momenten war “A spectacle of herself”. Das akrobatische Bühnenspektakel und die tolle Erzählung haben dafür gesorgt, dass die Zeit wie im Flug verging und ich gar nicht mitbekommen habe, wie die Stunde rum war. Ich habe dieses Stück als mein Highlight des Festivals ausgewählt, aber es ist echt schwierig, sich auf ein Highlight zu beschränken, weil das Festival so umfassend und zufriedenstellend war. “Hamlet” vom Teatro La Plaza war einfach großartig. Das Publikum war von Anfang bis Ende begeistert. Auch “Bauchgefühl” vom Theater Thikwa & hannsjana war ein Highlight. Die Inszenierung zu Themen wie Mutterschaft hat das Publikum zum Nachdenken angeregt. Und natürlich darf man die tolle Atmosphäre des Festivals nicht vergessen, allein der Aufenthalt in der Festivalumgebung war schon ein großes Vergnügen.
Stella Ankermann: Mein persönliches Highlight des Festivals war die Inszenierung “A spectacle of herself” von und mit Laura Murphy. Aus einer queeren und feministischen Perspektive, teilt sie ihre eigenen Erfahrungen, kritisiert Werte und Normen der Gesellschaft und zeigt uns, dass selbst in einer scheinbar bunt-schillernden Welt der Akrobatik graue Wolken aufziehen können. Graue Wolken aus Angst, Wut und der Suche nach der eigenen Identität.
Abdallah Sané: Mein Festivalmoment war die Performance “Lived Fiction” von der Stopgap Dance Company am 22.11. Insbesondere die Performances von den Tänzern Emily Lue-Fong und Nadenh Poan haben mich staunen lassen. Das Spiel mit den ungleichen Körpern, was parallel zum Spiel mit dem Rollstuhl passiert, zog mich in seinen Bann. Die neuen Impulse hinsichtlich einer anderen Betrachtung von Tanz faszinieren mich, bspw. Bewegungen, die nicht synchron übernommen werden, sondern von verschiedenen Körpern den jeweiligen Bedürfnissen angepasst und übersetzt werden. Ebenso wie die gesamte Company, von der ich hoffentlich in naher Zukunft noch sehr viel mehr sehen werde.
Jamie Elly-Sue Gethke: Als ich zu „Lived Fiction“ von der Stopgap Dance Company im HAU 2 in Berlin ging, sah ich Schattenfiguren an den Wänden. Die Tänzer*innen wurden größer, als sie selbst, überlebensgroß, ihre Bewegungen auch. Das habe ich so noch nie gesehen – ein Festivalmoment! Ähnlich ging es mir bei „A spectacle of herself” von Laura Murphy im Ballhaus Ost. Murphy tanzte auf einer Pole-Dance-Stange hinter einer Trennwand. Ich war beeindruckt, wie die Schatten in den Vordergrund traten, statt in den Hintergrund zu geraten. Ich stellte mir vor, was man sonst noch damit machen könnte.
Luzie Spangenberg: Die Festival-Zeit ist nun vorbei. Ich habe mehrere Theaterstücke besucht, und jedes hatte etwas Besonderes an sich. Mein Festival-Highlight war das Stück „Die vielen Stimmen meines Bruders“. Die Umsetzung hat mir sehr gefallen. Das Bühnenbild, die Kostüme und das Licht haben es ausgemacht und vor allem die verschiedenen Stimmen, die dort präsentiert wurden. Die Schauspieler*innen Florentine Krafft und Leonard Grobien haben die Geschichte sehr gut rüber gebracht. Da ich ein Interview mit Magdalena Schrefel führen durfte, habe ich noch mal andere Seiten und Hintergrundinformationen erfahren dürfen.
Anna Nosova: Die Aufführung “Die vielen Stimmen meines Bruders” war zweifellos mein persönliches Highlight des NO LIMITS-Festivals. Das Theaterstück von Magdalena Schrefel und Valentin Schuster beeindruckte mich durch seine Auseinandersetzung mit den Themen Kommunikation, Identität und Zukunftsaussichten. Die Inszenierung verbindet Schauspiel, Puppenspiel und Hörspiel und zeigt die komplexen Geschwisterbeziehung zwischen der Autorin und ihrem Bruder. Besonders inspirierend für mich als Zuschauerin war die zentrale Botschaft: Auch in schwierigen Lebenssituationen können wir positive Perspektiven und Lösungen finden. Die Suche des Bruders nach einer authentischen Stimme, die mehr als nur eine funktionale Kommunikationshilfe ist, forderte das Publikum auf, über die eigene Identität nachzudenken und die Bedeutung von Inklusion in unserer Gesellschaft zu hinterfragen.
Lotte Oberpichler: Mein Highlight des NO LIMITS- Festivals war die Inszenierung „Schule der Liebenden“ von Melanie bonajo, Daniel Cremer, Yanna Rüger und dem Ensemble des Theater HORA. Die Themen Beziehung, Sexualität und Intimität wurden auf spielerische Weise dem Publikum näher gebracht. Humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Dialoge haben zum Nachdenken angeregt und gleichzeitig unterhalten. Das Wahren von Grenzen, der eigenen und der anderer Menschen, stand dabei im Vordergrund, was eine sehr wichtige Message ist. Besonders mochte ich das Bühnenbild, welches magisch und verwünscht wirkte. Als Zuschauerin fühlte ich mich vom Ballhaus Ost in eine andere Welt transportiert. Die Inszenierung lud zum Lachen und Mitmachen ein und gab den Zuschauenden wichtige Impulse mit auf den Weg!
Aimée Doms: Tatsächlich fällt es mir schwer, ein einziges Highlight zu benennen, da ich so viele Momente als besonders empfunden habe. Eine für mich beeindruckende Inszenierung war “Schule der Liebenden” vom Theater HORA im Ballhaus Ost. Bereits der herzliche Empfang schuf eine intime und gemütliche Atmosphäre. Die Aufführung thematisierte Nähe, Zärtlichkeit, Berührung und Konsens – Fragen zur Liebe und ihrer Gestaltung. Durch die Verbindung von Theater und Film erhielt die Inszenierung eine besondere Dynamik, die mich trotz zweistündiger Dauer fesselte. Die warmherzige Atmosphäre und die einfühlsame Aufarbeitung gesellschaftlich relevanter Themen wie Liebe und Konsens zeigten eindrucksvoll, wie Theater Perspektiven erweitern und zum Nachdenken anregen kann. Das NO LIMITS-Festival hat gezeigt, wie vielfältig und lebendig Theater sein kann. Ich freue mich, in zwei Jahren hoffentlich wieder im Publikum zu sitzen.