Vom Berliner Lied zur Trance, zum Krautrock und zurück

Ein Konzert-Bericht in Text (Julia Arif) und Bild (Holger Rudolph) 

Heute gibt es im RambaZamba kein Theater. Schon von draußen hört man dumpfe Bässe im Hof der Kulturbrauerei. Heute lassen „21 downbeat“ und „Station 17“ uns in die Welt ihrer Musik eintauchen. Eigentlich sollte das Konzert um 19:30 Uhr beginnen, aber es gibt Verzögerungen beim Aufbau und Soundcheck. Das hat die Stimmung des Publikums im Foyer jedoch nicht getrübt.

Als Hausband sind „21 downbeat“ oft und gern gesehene Gäste im RambaZamba. Die Band-Mitglieder kann man teilweise auch als Schauspieler*innen im Theater sehen. 2021 veröffentlichten sie ihr Debüt-Album, sie spielten auch schon auf großen Bühnen, wie auf dem Fusion Festival oder in der Kantine im Berghain.

Um 20:00 Uhr öffnen sich die Türen und wir betreten den Konzertsaal. Die Band steht bereits auf der Bühne und wartet, bis jede*r von uns seinen bevorzugten Steh- oder Sitzplatz gefunden hat. „Wir beissen nicht, ihr dürft ruhig näher an die Bühne kommen“, animiert Eva Fuchs das etwas zurückgehaltene Publikum. Und ebenso keck geht es auch gleich zum ersten Song über. Das Publikum ist offensichtlich lockerer geworden, viele wippen mit.

Sänger*innen Eva Fuchs (links) und Hieu Pham (rechts) stehen nebeneinander auf der Bühne und singen. Im Hintergrund sieht man noch zwei weitere Musiker*innen an ihren Instrumenten.
Energiegeladene Eva Fuchs (li) und Hieu Pham (re) von „21 downbeat“

Neben den Sänger*innen (Hieu Pham, Eva Fuchs und Ferdinand Dambeck) sind noch Heiko Fechner, Robin Gehlhar, Moritz Höhne und Leo Solter am Keyboard, den Percussions und dem Synthesizer vertreten.

In rotes Licht gehüllt sieht man die zwei Percussionisten von 21 downbeat in Aktion an ihren Drummachines.
„21 downbeat“-Musiker*innen in Aktion

Ihre sympathische ‚Berliner Schnauze‘ paart sich mit ihrem individuellen Style; das Repertoire reicht von Pop-Balladen bis zu starken Electrobeats. Die Musik ist in eine Lichtshow und eine animierten Projektion eingebettet. Bei den Texten bedienen sie sich teils auch bei alten Berliner Liedern oder Gedichten. Das bringt auch so manch eine*n im Publikum zum Mitsingen, wie zum Beispiel beim Song „Bolle“. „Tolle Energie!“, unterstützt uns Ferdinand von der Bühne aus. Mit zehn Songs und einer Zugabe haben die Musiker*innen die Zuschauer*innen ordentlich eingeheizt, und übergeben die Bühne schließlich an „Station 17“.

Ferdinand, einer von den drei Sänger*innen von 21 downbeat sitzt vor seinen Bandkollegen auf der Bühne und interagiert mit dem Publikum.
Ferdinand Dambeck von „21 downbeat“ in Interaktion mit dem Publikum

„Station 17“ existiert schon seit mehr als 30 Jahren. Mit ihrem 1993 veröffentlichten zweiten Album „Genau so“ erhielten sie schnell Aufmerksamkeit in der deutschen Medienlandschaft. Mittlerweile sind sie mit 12 Alben kaum noch aus der Hamburger Musikszene wegzudenken. Heute Abend präsentieren sie ein Live-Improvisations-Set mit Schneider TM und Zappi Diermaier, unterstützt von der Tänzerin Tomoko Nakasato.

Die Konzert-Performance beginnt mit einem hypnotischen Tanz von Tomoko Nakasato im Vordergrund, deren Bewegungen von Sensoren auf ihren Händen in Musik umgewandelt werden.

Tomoko tanzt gefühlvoll und ausgelassen vor den Musikern der Band Station 17. In ihren Händen sieht man die Klangsensoren und LED Lichter.
Tomoko Nakasatos gefühlvoller Tanz während der Jam Session mit „Station 17“

Nach und nach erscheinen immer mehr Musiker*innen auf der Bühne, jede*r fügt sich mit seinem/ihrem Instrument in den Jam ein. Der Klang füllt den Raum immer dichter. Ihre Musik hat etwas Mystisches, Schamanisches, und die Performance etwas Tranceartiges. Beim Publikum greift die Stimmung langsam über und es lässt sich mehr und mehr von den Rhythmen bewegen. Auch Nakasatos Tanz wird intensiver, ihre Hände sind plötzlich mit LEDs beleuchtet und sie bewegt sich jetzt auf einer kleineren Bühne am Rand, energetisch Lichterketten um sich schwingend.

Drei Mitglieder*innen der Band Station 17 bedienen konzentriert ihre Synthesizer .
Musiker*innen der „Station 17“ bei der Performance

Im zweiten Teil übernimmt Siyavash Gharibi, der davor an den Bongos war, das Mikrofon. Sein Sprechgesang hat sich wie ein Instrument in die Musik eingefügt, seine Worte sind kaum wahrnehm- und dennoch spürbar. Im Anschluss folgt ihm Hoss Becker, ein ehemaliges Band-Mitglied, auf die Bühne, greift sich seine E-Gitarre und sein Mikrofon und rockt los. Er ist in seinem Element und bringt das Mikrofon an seine Grenzen. Eine Symbiose aus Punk, Krautrock und Elektro entsteht. Noch eine halbe Stunde gibt das Kollektiv alles, bis zum Schluss, bis der letzte Ton verklingt und sich alle etwas erschöpft, aber umso glücklicher vom Publikum feiern lassen.

Sänger Hoss mit weit geöffnetem Mund singend auf der Bühne vor seinen Bandkollegen mit Rassel im Hintergrund.
Krautrock-Vibes von Hoss Becker (re)

Die Künstler*innen kommen von der Bühne herunter und mischen sich unter die Gäste. Einige packen ihre Instrumente ein, tauschen ihre Eindrücke miteinander aus. Andere bedanken sich für einen großartigen Auftritt oder umarmen sich einfach schweigend.